Placi a Spescha

Pater Placi, Bauernsohn aus Trun, trat 1774 ins Kloster Disentis ein und erhielt nach dem Studium im Kloster Einsiedeln
1782 die Priesterweihe. Er war nicht nur Mönch, er war Pionier des rätischen Alpinismus, Geograf, Kartograf und Naturforscher.
Geologie, Botanik, Zoologie – alles beschäftigte ihn. Weiter war er Historiker, Linguist und Volkskundler – ein typischer Universalgelehrter
der damaligen Zeit, der als Kind der Epoche der Aufklärung eigene Forschungen betrieb. Als Alpinist gelangen ihm mehrere Erstbesteigungen, nur am Tödi scheiterte er, beim sechsten Versuch bereits 72 Jahre alt. Von seiner Jugend an studierte Spescha die rätoromanische Sprache und entwickelte die Idee einer «Rätoromanischen Nation» mit einer einheitlichen Schriftsprache. Er war auch der Organisator der ersten Zentenarfeier des Grauen Bundes 1824. Pater Placi war aber nicht nur Gelehrter, er setzte sich auch für Schulbildung ein, für soziale Werke wie das Armenasyl in Trun und förderte den Bergbau in der Region sowie den Bädertourismus (Tenigerbad). Pater Placi war andererseits kein einfacher Mensch.
Immer wieder legte er sich mit seinen Vorgesetzten, dem Konvent und den Gemeindebehörden an. Deshalb fühlte er sich auch immer wohler als Kaplan in einer Pfarrei als im engen Kloster. Freimütig gestand er, er sei nur ins Kloster eingetreten, um sich seinen wissenschaftlichen Studien widmen zu können. Der Aufklärung verpflichtet, sympathisierte er mit der französischen Partei und versuchte 1799 zwischen den einmarschierenden Franzosen und dem österreichisch gesinnten Kloster Disentis zu vermitteln, allerdings erfolglos. So gingen durch den Klosterbrand 1799 auch seine umfassende Bibliothek und viele seiner Handschriften und Karten verloren.

Aufgrund seiner weitgespannten lnteressen und Forschungen auf verschiedenen Gebieten kann er als der erste Alpinist und Wissenschafter der Surselva bezeichnet werden. Er war der bekannteste und berühmteste Bewohner der Räumlichkeiten, die nach ihm benannt werden.

Die Gewölbe der Räume wurden um die Jahrhundertwende 1700 mit Holz ausgekleidet. In einer stichbogigen Öffnung in der Mauer zwischen den beiden Räumen sitzt ein Specksteinofen des 19. Jh. Auf diese Weise platziert, wärmte er beide Stuben gleichzeitig.