Landrichtersaal
Das zweite Obergeschoss bildet die eigentliche «bel étage» des Klosterhofes und umfasst seine wichtigsten historischen Räume wie etwa den Landrichtersaal im Westflügel und die Wohnräume des Abtes im Ostflügel. Der Richtersaal wurde schon bei dem barocken Neubau des Hauses dahingehend konzipiert, die jährliche Versammlung der «Pundtstags-Abgeordneten» aufzunehmen. Die Delegierte des Grauen Bundes kamen am St.-Jörgen-Tag unter dem Vorsitz des Landrichters zu Wahl und Gericht zusammen.
In der Regierungszeit des Fürstabtes Adalbert II. de Medel (1655-1696) wurde von 1674 bis 1679 der Neubau errichtet.
Dementsprechend liess Abt Adalbert II. Defuns auch die Dekoration des Saales ausgestalten, als er um 1700 dem Mönch und Kunstmaler Fridolin Eggert aus Disentis den Auftrag gab, den acht auf fünf Meter grossen Raum auszugestalten.
Eggert führte an der Wende vom 17. Zum 18. Jh. viele Werke im Vorderrheintal aus. Die reiche Bemalung des Landrichtersaales ist in der Nähe seines Hauptwerkes von 1690, der Wallfahrtskirche Maria Licht oberhalb von Trun, anzusetzen.
Im Zentrum der gesamten Deckenmalerei steht ein Medaillon, das die Gründung des Grauen Bundes unter dem Ahorn von Trun schildert. In der Mitte steht als Primus des Bundes Abt Peter von Pontafingen, flinkiert von Hans Brun von Rhäzuns und Graf von Sax-Misox sowie den Gefolgsleuten aus der jeweiligen Herrschaft. Ein Spruchband zu Füssen der drei Hauptvertreter des Bundes erläutert zusätzlich die Szene: «Sic Grisaei foedus percuserunt» – «Auf diese Weise haben die ‘Grauen’ den Bund geschlossen».
Die Gründung Graubündens wird auch in weiteren Räumen des Museums dokumentiert.